Donnerstag, 12. November 2009

Erwarte in Indien immer das Unerwartete

Das stimmt voll und ganz. Meine ersten Tage hier waren sehr turbulent.

Positiv war, dass ich sofort nette Austauschstudenten kennen gelernt habe. Mit Suzanne (Holland) und Alexandra (Zypern) wohne ich zusammen in einem kleinen Apartment. In meinem Zimmer fühle ich mich nach einem notwendigen Großputz recht wohl, obwohl es nicht allzu komfortabel ist. Aber ich habe es zurzeit für mich alleine! Am Sonntag war ich gemeinsam mit meinen Mitbewohnerinnen und einer Deutschen (bin doch nicht alleine) in einer recht westlichen Mall. Dort konnte ich mich erstmal sanft an das indische Essen gewöhnen (habe mir ein Sandwich von Subway gegönnt).
Am Montag dann die ziemlich unangenehme Überraschung: Meine Kurse, die ich besuchen wollte, fangen erst im Januar an, weil die Studenten des vierten Mastersemesters vorher für vier Wochen eine Art Praktikum (Field Work) machen. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich ziemlich sauer war, als ich das erfahren habe.
Letztendlich ist alles sehr gut ausgegangen. Die Uni hat mir ausnahmsweise ganz schnell (normalerweise geht hier alles sehr langsam mit zigtausend Formularen) auch einen Field Work-Platz bei LBW Consulting besorgt. Das ist eine Beratungsfirma für Führungskräftetraining ganz in Uninähe. Dort werden ein indischer Student und ich in den nächsten Wochen je ein Projekt bearbeiten.
Heute war unser erster Tag bei LBW und da habe ich dann zum ersten Mal diesen Kontrast in Indien erlebt. Normalerweise ist alles total dreckig, ärmlich und nichts ist richtig fertig. Manchmal kommt man sich so vor, als wäre halb Indien eine riesige Baustelle, weil z.B. überall Schutt herumliegt oder Bordsteine auseinander brechen. Aber in diesem Büro ist es ganz anders. Vor dem Gebäude das übliche Bild von Dreck und Geröll. Doch kaum waren wir im 9. Stock aus dem Fahrstuhl gestiegen, kamen wir in ein top-modernes, sauberes Büro mit Klimaanlage. Das war der Wahnsinn. Die Manager dort kennen sich außerdem super in Deutschland und Europa aus. Der Chef war schon in Düsseldorf und unser "Projektleiter" ist Arsenal London-Fan.

Abgesehen davon kann ich euch noch von meinen Erfahrungen mit einigen typischen Besonderheiten Indiens berichten:
VERKEHR: Es ist so, wie man es sich vorstellt. Hier sind immer alle Straßen voller Autos, Rikschas etc. (Kühe habe ich noch keine gesehen) und es gibt so gut wie keine Regeln. Jeder sucht sich seine Lücke und warnt dann die anderen mit der Hupe, dass er gleich vorbei saust. Ist sehr faszinierend, dass so ein „System“ so gut funktioniert. Andererseits bleibt mir manchmal echt das Herz stehen, wenn ich in einer kleinen Autorikscha sitze und ein Bus von der Seite angerauscht kommt. Meine erste Zugfahrt war ganz anders als ich es mir vorgestellt habe. Nicht nur, dass ich sogar sitzen konnte, man kann im Zug auch ne richtige Shoppingtour machen. Es kommen Inderinnen durch die Gänge und verkaufen Süßigkeiten, Schmuck und vieles mehr.
ESSEN: Komischerweise habe ich bisher keinerlei Probleme mit dem Essen. Es ist allerdings sehr einseitig: immer Reis, Roti (Fladenbrot), Joghurt gegen die Schärfe und etwas Vegetarisches. Meistens esse ich in der Kantine und dort hält sich die Schärfe noch in Grenzen. In dem indischen Restaurant, wo ich am Montag war, waren dafür sogar die „milden“ Sachen echt scharf, aber trotzdem lecker.

Viele Sehenswürdigkeiten habe ich leider noch nicht gesehen. Davon kann ich euch dann hoffentlich nächstes Mal berichten. Lasst mal von euch hören!


Ich in einer traditionellen Kurta


Mein Zimmer


V.l. Alexandra, Suzanne und Victoria in der Mall


Das indische Essen

Das Bürogebäude



Der Ausblick von meinem Büro aus

2 Kommentare:

  1. och Hemmel, du bist ja sooooooooo süß in deinem blauen Kleidchen ;-)

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  2. Obwohl ich noch ein ganzes Stückchen woanders war, kommt mir vieles bekannt vor. Fernweh!
    Achja: Das mit den Magenproblemen kommt noch früher oder später, nicht unbedingt von Schärfe. Da kann ich dich beruhigen. ;)

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